Amateur-Pornos sind stark nachgefragt. Dabei drehen bekannte oder neue Erotikdarsteller im privaten Setting ihre Sex-Szenen. Zwar sind sie dabei unabhängig von großen Produktionsstudios, dennoch geraten einige Darsteller in die Falle der vehementen Nachfrage – und des vermeintlich leicht verdienten Geldes. Eine SWR-Doku hat hinter die Kulissen der Amateur-Szene geschaut.
Viele Amateur-Pornodarsteller können von ihren Sexvideos leben
Die Bezeichnung „Amateur-Porno“ kann in die Irre führen. Amateure sind nicht etwa schlechtere und unerfahrene Darsteller, sondern drehen selbstständig Pornos. Idee, Setting, Kamera, meistens kommt alles von den Darstellern selbst.

Einige sind jedoch schon viele Jahre in der Branche tätig und verdienen sogar ihr Haupteinkommen mit dem Drehen von Amateurpornos. So auch Emma Secret und ihr Freund Daniel. Die beiden sind seit mehreren Jahren im Geschäft und haben ihre Jobs als Rezeptionistin und Finanzbuchhalter mittlerweile an den Nagel gehängt.
Pornodreh ist anders als Schlafzimmer-Sex
Eine Dokumentation des Formats „Vollbild“ des SWR hat die beiden Amateure bei ihrer Arbeit begleitet. Auf einem Parkplatz filmen sie öffentlich Sexszenen. Ein improvisiertes Script und eine Gopro sind alles, was sie dafür brauchen. Kommen Fremde vorbei, wird kurz unterbrochen.
Ist das Sex, wie die Darsteller ihn auch privat miteinander haben? Emma Secret verneint das, im Schlafzimmer läuft es ganz anders: „Da geht’s halt darum, dass es sich gut anfühlt und vor der Kamera muss es halt gut aussehen.“
Dennoch hat die Arbeit als Pornodarsteller positive Auswirkungen auf das Paar, erklärt sie: „Zuerst mal würde ich sagen, hat es die Beziehung auf jeden Fall gestärkt. Dass man einfach jetzt so viel Zeit zusammen hat.“ Natürlich benötigt es viel Vertrauen, denn das Paar hat auch mit anderen Darstellern Sex.
Pornokonsumenten fordern immer mehr
Während Emma Secret und Daniel noch im Porno-Himmel schweben, warnen erfahrene Darstellerinnen jedoch davor, dass die Industrie nicht für jeden gemacht sei. In der Reportage erklärt die Porno-Berühmtheit Texas Patti, warum das so ist.
Ihrer Ansicht nach wollen viele Frauen am Anfang nur mit anderen Frauen drehen, doch dann kommt die Nachfrage und das Geld lockt: „Kannst du nicht mal mit fünf auf einmal drehen? Kannst du nicht mal anal drehen?“ Solche Nachfragen verleiten schnell dazu, die anfänglichen Grenzen zu überschreiten.

Zwar bieten deutsche Porno-Plattformen wie MyDirtyHobby den Darstellern einen unabhängigen Rahmen, in dem sie selbst kontrollieren können, was sie produzieren. Doch faktisch ist das gar nicht so einfach, erklärt Texas Patti: „Du bist dein eigener Herr. Du bist aber nur dein eigener Herr, solange du auch die Eier hast.“
Gerade in Situationen, wo es um das schnelle Geld geht, vergessen die Darsteller oft ihre Grenzen. „Da machen Mädels Anal-Szenen, die privat noch nie Analsex hatten. Das kann doch nicht sein“, prangert die erfahrene deutsche Pornodarstellerin an.
Zum Camgirl genötigt und schließlich in der Prostitution gelandet
Besonders brisant wird es, wenn die Frauen von Männern zur digitalen Sexarbeit gedrängt werden (siehe auch unseren Artikel Ausbeutung auf OnlyFans: Frauen wurden zu Nackt-Content genötigt). In der Doku von Vollbild kommt auch eine Frau zu Wort, der genau das passiert ist. Ihr damaliger Freund hat dabei ordentlich abkassiert.
Letztlich endete ihre Karriere bei heftigen Gangbang-Partys und in der Prostitution. Sie entwickelte eine Essstörung, nahm Drogen und konnte letztlich nur mit Hilfe ihrer Mutter aus dem Geschäft aussteigen. Ihre Pornos im Netz gibt es jedoch immer noch, denn das Internet vergisst nie.
Amateurpornos und Cam-Shows haben viele Facetten
Doch das Thema bleibt komplex, denn es gibt auch Frauen, die hauptsächlich positive Erfahrungen bei der digitalen Sexarbeit machen. Hana Noami ist Camgirl und arbeitete zuvor als Escort. In ihren Camsex-Sessions kann sie den Usern einfach Grenzen setzen, doch das sei gar nicht immer nötig. „Der größte Teil sind Menschen, die mit mir auf Augenhöhe sind“, berichtet sie.
Die komplette Doku mit verschiedenen Erfahrungsberichten von Amateurpornodarstellerinnen und Camgirls kann man in der SWR-Mediathek gratis streamen.